Elektromobilität: Hamburger Stromnetz laut Studie gut gerüstet

Uni Hamburg belegt gute Ausgangsbasis für Umstellung auf Elektrobusse.
Ein batterieelektrischer Midibus der VHH, auch E-Bergziege genannt, an der Stromtankstelle. (Foto: VHH)
Ein batterieelektrischer Midibus der VHH, auch E-Bergziege genannt, an der Stromtankstelle. (Foto: VHH)
Anja Kiewitt

Seit Kurzem ist sie veröffentlicht – die "Metastudie Elektromobilität". Die Studie wurde gemeinschaftlich durch die Hamburger Hochbahn AG, die Verkehrsbetriebe Hamburg Holstein GmbH und die Stromnetz Hamburg GmbH beauftragt und von dem Fachgebiet Elektrische Energiesysteme der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg erstellt. Sie zeigt die Auswirkungen auf das Stromnetz bei einer wachsenden Nutzung von Elektrofahrzeugen, vor allem durch die geplante Umstellung auf Elektrobusse in Hamburg (busplaner berichtete).

Fünf bis zehn Prozent mehr Energiebedarf erwartet

Hintergrund ist die steigende Bedeutung der Elektromobilität für das Hamburger Stromnetz in den Jahren bis 2030 und der damit verbundene zusätzliche jährliche Energiebedarf von rund fünf bis zehn Prozent der heute verteilten jährlichen Energie. Nach einer ersten Entwicklungsabschätzung rechnen die Experten in diesem Zeitraum mit einem Anstieg auf 100.000 Elektroautos in Hamburg und einem jährlichen Energiemehrbedarf von 0,5 Terrawattstunden (TWh/a). Für die Elektrifizierung des öffentlichen Personennahverkehrs mit ungefähr 1.600 E-Bussen und dem Neubau der U5 wird ein Energiebedarf von etwa 0,1 TWh/a erwartet.

Ladeinfrastruktur und Modernisierungen nötig

Die dafür notwendigen Anschlussleistungen für die Betriebshöfe der Hamburger Hochbahn und der VHH lassen sich nach den Berechnungen durch die Ertüchtigung von Umspannwerken und mit Hilfe eines intelligenten Lademanagements stabilisieren. Der prognostizierte Energiebedarf kann somit überschaubar gehalten werden, zumal die Stadt Hamburg heute bereits einen jährlichen Gesamtverbrauch von 12,4 TWh aufweist. „Im Fokus dieser Studie stand insbesondere die Auslastung unserer Umspannwerke durch die wachsende Ladeinfrastruktur. Die Ergebnisse zeigen, dass das Hamburger Verteilungsnetz für den Hochlauf dieser Antriebstechnologie mit leichten Anpassungen grundsätzlich gut aufgestellt ist. Wesentlich ist jetzt die langfristige Festlegung technisch und wirtschaftlich optimierter Rahmenbedingungen für das Lademanagement. Laut Studie sind dann nur vier von insgesamt 53 Umspannwerken zur Deckung des Mehrbedarfs zu ertüchtigen. Ein Modernisierungsaufwand, den wir in den kommenden Jahren ohnehin in der Planung haben“, so Thomas Volk, technischer Geschäftsführer der Stromnetz Hamburg GmbH.

Anschluss an 10kV-Mittelspannungsnetz reicht aus

„Eine wesentliche Grundvoraussetzung für die Umstellung des Busverkehrs ist die Leistungsfähigkeit des Stromverteilungsnetzes. Die Studie hat gezeigt, dass für die Versorgung der Busse mit innovativen Antrieben der Hochbahn nur der im Bau befindliche Busbetriebshof Gleisdreieck an das 110kV-Hochspannungsnetz angeschlossen werden muss. Für die bestehenden Busbetriebshöfe ist jeweils ein Anschluss an das 10kV-Mittelspannungsnetz ausreichend. Die Stromnetz Hamburg GmbH als auch die Hochbahn können nun die Planungen für die Netzanschlüsse der Busbetriebshöfe weiter konkretisieren", sagt Frank Steinhorst, Bereichsleiter Infrastruktur bei der Hochbahn. Toralf Müller, Geschäftsführer der VHH ergänzt: „Die Umstellung der kompletten Busflotte einer Millionenmetropole auf Elektromobilität stellt eine enorme Herausforderung dar. Neben den geeigneten Bussen steht dabei die notwendige Infrastruktur in unserem Fokus. Dazu gehören unter anderem unsere Werkstätten, aber auch geschultes Fahrpersonal, ein intelligentes Betriebsleitsystem, eine zunehmende Digitalisierung und nicht zuletzt ein smartes Lademanagement, damit in Zusammenarbeit mit Stromnetz Hamburg aus einer Vision schon bald Realität werden kann.“