Neuer Höchststand: Laut der aktuellen bdo-Konjunkturumfrage knackte der Fernlinienverkehr im vierten Jahr seit der Liberalisierung Anfang 2013 im vergangenen Jahr erstmals einen positiven Saldo. (Foto: FlixBus)
Anja Kiewitt

Die private Busbranche schaut auf ein konjunkturell durchwachsenes Jahr zurück und blickt besorgt in die Zukunft. Das geht aus der aktuellen Konjunkturumfrage des bdo Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer e.V., Berlin, hervor, die kürzlich anlässlich der Reisemesse ITB in Berlin (busplaner berichtete) veröffentlicht wurde.

Fernlinie top, Bustouristik flop

Einen neuen Höchststand auf der Zufriedenheitsskala erreicht demnach die Geschäftslage im Fernlinienverkehr. Im vierten Jahr seit der Liberalisierung knackte die Gewinnentwicklung 2016 erstmals einen positiven Saldo. Auch dem laufenden Geschäftsjahr sieht der Fernlinienverkehr optimistisch entgegen, geht aus der bdo-Umfrage hervor. Wesentlich verhaltener fällt die Einschätzung der Bustouristiker aus: Nach zwei erfolgreichen Jahren verzeichnet die Branche hier die größten Rückschläge bei der Umsatz- und Gewinnentwicklung. Zwar wird die allgemeine Geschäftslage noch immer positiv eingeschätzt, allerdings deutlich schwächer als in den Vorjahren.

Langfristplanung zunehmend schwierig

Zunehmende Hürden registriert die klein- und mittelständisch geprägte Bustouristik vor allem durch einen stark angestiegenen administrativen Aufwand im grenzüberschreitenden Personenverkehr. Neben den sehr unterschiedlichen Mehrwertsteuersystemen der einzelnen EU-Mitgliedstaaten erschweren nach bdo-Angaben die verschiedenen Mindestlohn- und Entsenderegelungen vieler Länder in Europa die grenzüberschreitende Tätigkeit erheblich. „Auch die anhaltende Terrorgefahr stellt die Busunternehmer vor neue Herausforderungen“, sagt bdo-Hauptgeschäftsführerin Christiane Leonard. „Spontan-Stornierungen und kurzfristige Zieldestinationsverschiebungen nehmen stärker zu und machen die langfristige Planung von Reiserouten immer schwieriger“, erklärt die Verbandschefin.

Direktvergaben und Fahrermangel

Speziell im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) kommen weitere Herausforderungen hinzu: „Die vor Ort zu verzeichnende deutliche Schlechterstellung der eigenwirtschaftlichen Verkehre gegenüber den Direktvergaben an kommunale Unternehmen lässt den privaten Mittelstand mit großer Besorgnis in die Zukunft blicken“, konstatiert Leonard. Das macht sich auch bei den Umfrageergebnissen bemerkbar: Die ÖPNV-Unternehmen werteten die allgemeine Geschäftsentwicklung trotz gesunkener Gewinnentwicklung 2016 positiver als im Vorjahr; allerdings beurteilen sie die Zukunftsaussichten mehrheitlich negativ. „Große Sorgen bereitet der Branche auch der seit Jahren anhaltende Fahrermangel“, so Leonard weiter. Viele Befragte gaben an, mittlerweile manche Fahrten mangels Fahrpersonal nicht durchführen zu können.