Alternative Antriebe: Bus der Zukunft in Dresden

Hybridbus mit Luft-Wärmepumpe fährt ab 2017 auf Karbon-Aluminium-Felgen.

Anja Kiewitt

Eine Technologie für Tiefkühllaster findet bei dem ersten Hybridbus in Deutschland Anwendung: Im Projekt „Pilotlinie 64“ testet die Dresdner Verkehrsbetriebe AG (DVB) das Prinzip der Luft-Wärmepumpe in einem "MB-Citaro G BlueTec Hybrid", der bereits seit November 2014 auf der Linie 64 zwischen Kaditz und Reick unterwegs ist.

Die neue vollelektrische Drei-Zonen-Anlage der Spheros GmbH, Gilching bei München, soll die Reichweite im elektrischen Betrieb erhöhen, indem Strom eingespart wird. Dazu entzieht die Pumpe der Außenluft Wärme, die zur Heizung des Fahrgastraums benutzt wird. Eine Zusatzheizung mit Heizöl oder Infrarotstrahlern ist damit nur noch bei Frost nötig. Ab 24 Grad Celsius arbeitet die elektrische Wärmepumpe als Klimaanlage, sie kühlt den Fahrgastraum dann auf ein bis maximal drei Grad unter der Außentemperatur ab.

20 Prozent weniger Heizöl

Die neue Technik soll zehn bis 20 Prozent an Heizöl einsparen, haben Projektpartner vom Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (ILK) der Technischen Universität Dresden (TUD) errechnet. Damit ersetze die elektrische Luft-Wärmepumpe den Heizöl-Bedarf nahezu komplett, denn Hybridbusse verbrauchen im Winter mit knapp zehn Litern auf 100 Kilometer fast das Siebenfache davon gegenüber einem Dieselbus.

Um zusätzlich Energie zu sparen, erkennt eine intelligente Steuersoftware in dem Projektbus die Zahl der Fahrgäste und schaltet die Innenraumheizung ab, wenn sie nicht benötigt wird. Ebenso kann die Software Nebenverbraucher anhand der Streckentopografie ein- oder ausschalten. Geht es beispielsweise bergauf, schaltet die Technik den Luftkompressor, der die Energie fürs Bremsen liefert, aus. Durch GPS-Ortung wird die jeweilige Position des Busses erfasst. Darüber hinaus liefern 117 Sensoren Daten wie Temperaturen, Drücke, Durchflüsse, Ströme, Spannungen und Helligkeiten.

Weltneuheit: Karbon-Aluminium-Felge

Ab 2017 soll der Dresdener Pilotbus mit einer weiteren Weltneuheit auf der Linie 64 unterwegs sein: Dann fährt er jüngsten Plänen zufolge mit Leichtbaufelgen, die je zur Hälfte aus Karbon und Aluminium bestehen. Der kürzlich vorgestellte Prototyp der hybriden Verbundfelge ist zwar etwa 20 Prozent teurer, aber mit unter 20 Kilogramm nur halb so schwer wie eine herkömmliche Stahlfelge, betont der Hersteller ThyssenKrupp Carbon Components GmbH, Kesselsdorf bei Dresden. Ein Gelenkbus mit zehn solchen Leichtbaurädern wiegt demnach rund 250 Kilogramm weniger. Medienberichten zufolge soll die Neuheit ab dem kommenden Jahr in Serienproduktion gehen. Dann werden in Kesselsdorf 30.000 Felgen pro Jahr gefertigt, schreibt die "Sächsische Zeitung".

4,5 Millionen Euro Projektvolumen

Das Projekt „Pilotlinie 64“ ist eines von 40 Vorhaben des „Schaufensters Bayern-Sachsen - Elektromobilität verbindet“ der Bundesregierung und hat ein Volumen von rund 4,5 Millionen Euro. Koordiniert durch die Sächsische Energieagentur - Saena GmbH wird es mit 4,2 Millionen Euro durch den Freistaat Sachsen unterstützt.