ÖPNV-Kongress des WBO 2015

Mit über 240 Teilnehmern heiße Eisen der Omnibusbranche angepackt.
Redaktion (allg.)

Am 14. April 2015 fand der ÖPNV-Kongress des Verbandes Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer (WBO) in Sindelfingen statt. Auch dieses Mal spiegelte die Auswahl der Referenten und Podiumsgäste die momentane thematische Stimmungslage der anwesenden Unternehmer und Gäste. Wie schon die Jahre zuvor wurde die Veranstaltung von Prof. Dr. Frank Fichert von der Hochschule Worms geleitet. Der WBO-Vorsitzende Klaus Sedelmeier sprach in seiner Begrüßungsrede die wichtigen Themen der Omnibusbranche in 2015 an: Wieder und immer noch die Neugestaltung der ÖPNV-Finanzierung, das Mindestlohngesetz und die kontraproduktive Vergabepraxis „an den Billigsten“, die Busförderung 2015 und die Frage nach der Barrierefreiheit im ÖPNV.

Bedürfnisse der ÖPNV-Kunden erkennen

Was wünschen sich ÖPNV-Kunden eigentlich wirklich? Diese Frage stellte Dr. Adi Isfort, Leiter der Verkehrsforschung bei TNS Infratest. Die Antworten überraschen kaum: Qualität in mehreren Bereichen, nämlich Pünktlichkeit, Sauberkeit, Freundlichkeit des Personals und – nicht zuletzt: Fahrgastinformation insbesondere bei Verspätungen oder Ausfällen.

Handlungsbedarf in punkto Barrierefreiheit

Bei der Podiumsdiskussion „Barrierefreiheit“ mit Willi Rudolf, Vorsitzender Landesverband Selbsthilfe Körperbehinderter Baden-Württemberg, Ulrich Rau, WBO-Vorstand, Jens Hochstetter, Geschäftsführer Hochstetter Touristik, Dr. Susanne Nusser, Dezernentin Städtetag Baden-Württemberg und Wolfgang Herz, Erster Landesbeamter Landratsamt Enzkreis, wurde deutlich: Barrierefreiheit darf sich nicht nur auf mobilitätseingeschränkte Menschen beziehen, sondern muss auch bei Hörgeschädigten oder Sehbehinderten Menschen greifen. Unternehmer Jens Hochstetter brachte Zahlen aus der Praxis: Die im Fernlinienverkehr vorgehaltenen Rollstuhlplätze in den Reisebussen hatten eine Auslastung von gerade einmal zwei Prozent. Als Knackpunkt wurde die Situation der Bushaltestellen auf dem flachen Land festgestellt. Was hilft es, wenn ein Mensch mit Rollstuhl in der Stadt von einem hohen Bordstein alleine in den Bus kommt, aber im ländlichen Bereich ohne Bordstein wegen zu steiler Rampenneigung nicht aussteigen kann? Ganz klar wurde hier Handlungsbedarf angemahnt, Streitpunkt war allerdings die Frage der Finanzierung. Und: Es bedarf nicht nur moderner Technik, sondern auch das Fahrpersonal muss entsprechend auf die besonderen Bedürfnisse der Menschen eingehen können.

(kb)