Bessere Auslastung als die Bahn

Studie erwartet 2014 bis zu 20 Millionen Fahrgäste bei Fernbussen
Thomas Burgert

Ein massiver Konkurrenz- und Preiskampf, steigende Fahrgastzahlen sowie eine unerwartet gute Auslastung – dies sind Ergebnisse einer Langzeitauswertung, die das IGES Institut zum Thema Fernbusse veröffentlicht hat. Die Untersuchung zeige, dass die durchschnittlichen Kilometernormalpreise je Fahrgast seit der Marktöffnung im Januar 2013 um rund 14 Prozent gesunken sind. Kostete Buskunden der Kilometer Anfang 2013 zehn Cent, sind es im Dezember 2014 8,6 Cent. Um fünf Prozent sanken die durchschnittlichen Angebotskilometerpreise auf derzeit knapp vier Cent. Dieses werde jedoch nicht so weitergehen, zeigt sich Christoph Gipp, Leiter des Bereichs Mobilität am IGES Institut, überzeugt: "Dieser Abwärtstrend wird bald stoppen. Wir sehen zunehmend einzelne Anbieter, die mäßig stark die Preise erhöhen."

Trotz der gesunkenen Kilometerpreise sei es den Fernbusanbietern jedoch im gleichen Zeitraum gelungen, ein umfangreiches Fernstreckennetz aufzubauen und sich zu spürbaren Konkurrenten zur Bahn zu entwickeln, so das IGES Institut weiter. So wuchs die Zahl der Fahrgäste allein in 2013 um 226 Prozent auf gut acht Millionen. Für das Jahr 2014 rechnet Verkehrsexperte Gipp mit 15 bis 20 Millionen Buskunden und weist auf einen wichtigen Umstand hin: "Bemerkenswert ist die vom statistischen Bundesamt veröffentlichte Auslastung der Fernbusse von durchschnittlich 55 Prozent. Bei der Bahn liegt diese bei knapp 48 Prozent."

Ursachen dieses Wachstums seien nicht nur die im Vergleich zur Bahn deutlich günstigeren Ticketpreise, sondern auch das umfassende Streckenangebot im Fernverkehr. Busse vernetzen nicht nur Metropolen, sondern binden auch die Fläche an – vor allem dort, wo die Bahn mangels Wirtschaftlichkeit nicht mehr oder seltener fährt. "Bahn und Fernbus können sich damit zu einem sinnvollen Gesamtsystem ergänzen. Ein fairer Wettbewerb ist dazu erforderlich, der faire verkehrspolitische Randbedingungen voraussetzt. Leider werden die Diskussionen dazu derzeit eher emotional statt sachlich geführt", sagt Gipp.

Der hohe Wettbewerbsdruck der Fernbusse werde dabei mittelfristig zu einer Marktkonzentration führen, an deren Ende drei bis vier große Player dominieren, erläutert Gipp. "Paradoxerweise ähneln sich beim Thema Marktanpassung Bus und Bahn, denn beide müssen ihre Strategien justieren, um in der Konkurrenz um Kunden attraktiver zu werden oder zu bleiben." Derzeitige Optionen bei den Fernbussen seien neben Preisanpassungen und Linienveränderungen vor allem Differenzierungen der Angebote und Services. Gipp nannte hier die Etablierung der Nacht- und Auslandsangebote als Beispiele.

Insgesamt hat sich das Fernbuslinienangebot seit der Liberalisierung auf 249 Linien erhöht und damit gut vervierfacht. Rund 7.100 wöchentliche Fahrten werden angeboten. Derzeit sind 28 Fernlinien-Betreiber am Markt aktiv. Eingependelt haben sich in den vergangenen zwei Jahren die Marktanteile der Topanbieter. Gemessen an Fahrplankilometern bleibt weiter das Unternehmen MeinFernbus mit einem Marktanteil von 46 Prozent an der Spitze, gefolgt von Flixbus (29 Prozent), den Busmarken der Deutschen Bahn BerlinLinienBus und IC Bus (10 Prozent) sowie dem ADAC Postbus (8 Prozent).