Geraer Verkehrsbetrieb stellt Insolvenzantrag

Geschäftsbetrieb geht derzeit noch weiter
Askin Bulut

Die Geraer Verkehrsbetrieb (GVB) GmbH hat am 3. Juli 2014 Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Amtsgericht Gera den Rechtsanwalt Michael Jaffé von der Kanzlei Jaffé Rechtsanwälte Insolvenzverwalter, der seit vergangenem Freitag auch als vorläufiger Insolvenzverwalter für die Muttergesellschaft, die Stadtwerke Gera AG, tätig ist. Der Geschäftsbetrieb bei der GVB gehe nach Angaben von GVB derzeit in vollem Umfang weiter, die Busse und Bahnen würden weiterhin nach Fahrplan fahren.

„Busse und Bahnen rollen zunächst ohne Einschränkungen weiter“, betonte GVB-Geschäftsführer Ralf Thalmann. Mit Unterstützung des vorläufigen Insolvenzverwalters würden die bereits begonnenen Gespräche mit der Stadt Gera über die weitere Finanzierung fortgesetzt. Als Aufgabenträger für den Öffentlichen Personennahverkehr hatte die Kommune Unterstützung signalisiert, um den Fahrbetrieb aufrecht zu erhalten.

„Wir sind im Zuge der Insolvenz der Stadtwerke Gera AG bereits seit Samstag mit einem 20-köpfigen Team von Experten im Einsatz, um die sehr komplexen Verflechtungen zwischen der Holding und den einzelnen Tochtergesellschaften, darunter auch die GVB, zu analysieren und Lösungsansätze für die Fortführung zu erarbeiten. Unser Ziel ist ganz klar der Erhalt aller sanierungsfähigen Einheiten, der Arbeitsplätze und eines attraktiven Serviceangebots für die Bürger. Dazu führen wir derzeit unter Hochdruck Gespräche mit allen Beteiligten. Es gibt für die Sanierung eines Stadtwerke-Konzerns mit so vielfältigen Aufgabenfeldern und eines Verkehrsträgers wie der GVB keine Blaupause in Deutschland, deshalb müssen wir, die Sanierung auf eine breite Basis stellen. Dies geht angesichts der komplexen Faktenlage nicht von heute auf morgen“, erläuterte der vorläufige Insolvenzverwalter Michael Jaffé in einer ersten Einschätzung.

Der vorläufige Insolvenzverwalter soll bereits morgen die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes für die Mitarbeiter in die Wege leiten, damit diese weiterhin pünktlich die ihnen zustehenden Lohn- und Gehaltszahlungen erhalten, meldete GVB. Die Löhne und Gehälter für Juni seien vom GVB noch regulär bezahlt worden.

Bundesweit ist der GVB der erste Verkehrsbetrieb, der Insolvenz anmelden muss. „Dieser Schritt schmerzt uns sehr“, sagte Ralf Thalmann. „Ich möchte betonen, dass uns keineswegs schlechte Arbeit oder mangelndes Engagement der Mitarbeiter in diese Lage gebracht haben.“ Der GVB beschäftigt rund 300 Mitarbeiter. Mit 20 Buslinien wird ein Netz von rund 236 Kilometer Länge, mit 3 Straßenbahnlinien ein Netz von rund 21 Kilometer Länge bedient. Jährlich nutzen rund 16,4 Millionen Fahrgäste den GVB.