Wie die Tulpe nach Holland kam

Der Blumenpark Keukenhof erzählt im Rahmen des Themenjahres „Holland“ die Geschichte der Tulpe
Askin Bulut

Die Geschichte der Tulpe steht in dieser Saison im Mittelpunkt des Blumenparks Keukenhof bei Lisse. Im Rahmen des Themenjahres „Holland“ vom 20. März bis 18. Mai 2014 erfahren Besucher in verschiedenen Gärten und Ausstellungen, wie die Tulpe nach Holland kam und welche Bedeutung sie für das Land hat.

Ein Höhepunkt im Keukenhof ist der erneuerte historische Garten, in dem in diesem Jahr authentische Tulpensorten aus dem 16. und 17. Jahrhundert blühen. Eine dieser Sorten ist die „Black Parrot“ mit ihren auffällig großen Blütenköpfen. Die dunkelvioletten Blütenblätter erinnern an Papageienfedern – so gelangte die einzigartige Sorte zu ihrem Namen.

Im Juliana-Pavillon im Blumenpark erwartet Besucher eine neue, interaktive Ausstellung über die Geschichte der Tulpe und die Tulpenmanie im 17. Jahrhundert sowie über die Tulpe als zeitgenössische „Ikone“ und den modernen Tulpenanbau. Es gibt jedoch nicht nur Einiges zu lernen, sondern auch viele Farben und Düfte zu genießen: Millionen von Blumen zieren den weitläufigen Park während der Saison und alleine im Willem-Alexander-Pavillon finden Besucher rund hunderttausend Tulpen.

Ursprünglich stammen die Tulpen aus der Bergregion zwischen der Türkei und China. Insbesondere in der türkischen Kultur spielte die Tulpe eine große Rolle: Sultane organisierten Frühlingstulpenfeste, und über besondere Tulpensorten erschienen illustrierte Bücher. Auch auf Fliesen und anderen Utensilien wurde die Tulpe porträtiert. Mitte des 16. Jahrhunderts nahm der niederländische Welthandel rasant Fahrt auf. Unter anderem wurde mit dem ehemaligen Konstantinopel, einer damaligen Tulpen-Hochburg in der Türkei, gehandelt. Die Tulpe war für die Holländer eine spannende Neuheit. Botaniker wie Carolus Clusius interessierten sich sehr für die Tulpenzwiebeln, schrieben viel darüber und pflegten privaten Tulpenhandel innerhalb ihres Netzwerks in Europa. Als Clusius 1593 Direktor vom Hortus Botanicus in Leiden wurde, brachte er die Tulpe mit dorthin. So fand die Tulpe langsam ihren Weg nach Holland.

Tulpen stießen bei Holländern auf große Begeisterung. Vor allem Blumen mit geflammten Mustern waren zu Anfang sehr beliebt. In ganz Holland war die Nachfrage nach Tulpen groß, aber Tulpenzwiebeln vermehren sich nicht sehr schnell. Durch die Knappheit stieg der Wert der Tulpe in gewaltige Höhen. Die „Anvers“-Tulpe, beispielsweise, hatte einen Höchstpreis von 510 Gulden. Zum Vergleich: Lehrer hatten im 17. Jahrhundert ein Jahreseinkommen von nur etwa 200 Gulden. Spekulationsgeschäfte mit der noch neuen, exotischen Blumensorte waren an der Tagesordnung. Die sogenannte Tulpenmanie erreichte ihren Höhepunkt zwischen 1634 und 1637.

Im Jahr 1850 erschien das Buch „Die Schwarze Tulpe“ von Alexander Dumas. Er schrieb über einen Wettbewerb in Haarlem im Jahre 1672, bei dem ein hohes Preisgeld auf die erfolgreiche Neuzüchtung einer schwarzen Tulpensorte ausgeschrieben war. Pures Schwarz existiert nicht in der Natur, stattdessen sind die Tulpen tiefrot oder violett. Seit dem späten 19. Jahrhundert gibt es jedoch mehrere Sorten, die dem Schwarzen nahe kommen. Hiervon werden die „Königin der Nacht“ und die „Black Parrot“ bis heute gezüchtet. Andere, modernere Sorten sind „Ronaldo“ und „Blackjack“. Diese Tulpen befinden sich auch im Keukenhof.

Heute sind die Niederlande der weltweit größte Produzent von Tulpenzwiebeln. Auf rund 10.000 Hektar Anbaufläche im Norden des Landes – insbesondere rund um den Keukenhof – wachsen jährlich 4,2 Milliarden Blumenzwiebeln heran, wovon etwa die Hälfte ins Ausland exportiert wird. In Holland werden die Zwiebeln vor allem im Winter als Schnittblumen zum Blühen gebracht. Insgesamt wird mit fast 2.000 verschiedenen Sorten gewirtschaftet. Jedes Jahr kommen rund 100 neue Sorten hinzu.

Weitere Informationen unter www.keukenhof.nl