„Nahverkehr muss flexibler werden“

Regionalverkehr Bodensee-Oberschwaben veranstaltete ein ÖPNV-Forum im Kloster Reute
Askin Bulut

Der Regionalverkehr Bodensee-Oberschwaben (RBO) veranstaltete im Kloster Reute sein jährliches Forum, dieses Jahr drehte sich alles rund um das Thema ÖPNV. Rund 50 Vertreter der Busunternehmen der Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbundgesellschaft (bodo), der Landesregierung, des Regierungspräsidiums, der Landratsämter und Kommunen nutzten die Gelegenheit zum Austausch.

Moderator Witgar Weber, Geschäftsführer im Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer (WBO) erklärte zum Thema des Forums: „Ohne die privaten Unternehmer gäbe es keinen flächendeckenden ÖPNV“. Genau um den würden sich Busunternehmer und ländliche Kommunen gleichermaßen sorgen, denn die sinkenden Schülerzahlen – die Schülerbeförderung mache 60 Prozent der Fahrgäste aus – mache ihnen schon heute zu schaffen, betonte RBO-Geschäftsführer Bernd Grabherr.

Die Ankündigung der Landesregierung, die ÖPNV-Nachfrage bis 2030 zu verdoppeln, stimme die RBO-Mitglieder hoffnungsvoll. Aber wie? Zuerst einmal gelte es, das Image zu verbessern, sagte Gerd Hickmann, Leiter der Zentralstelle im baden-württembergischen Verkehrsministerium, denn „der ÖPNV ist besser als sein Ruf“. Langfristig sieht er eine Konzentration auf bestimmte Achsen, in denen die Verkehre verstärkt werden sowie ländliche Gebiete, in denen die Angebote flexibel gestalte, sprich, dem Bedarf angepasst werden.

Unrentable Buslinien oder wenig Fahrgäste seien gerade im ländlichen Raum an der Tagesordnung und stellten die Landkreise als Aufgabenträger vor Probleme, so der RBO weiter. Kissleggs Bürgermeister Dieter Krattenmacher möchte zwar seinen 6.000 Einwohnern ein „verlässliches Grundangebot“ bieten, erwartet aber langfristig eine „geordnete Rückbildungsgymnastik“ im ÖPNV. Für Jürgen Löffler, Geschäftsführer des bodo-Verkehrsverbundes, funktioniere der öffentliche Nahverkehr zukünftig nur mit finanzieller Beteiligung der Gemeinden: „Sonst verlieren sie Einwohner und wir Fahrgäste“.

Auch die Möglichkeit, den Anteil an Berufspendlern zu erhöhen, wurde im Kloster Reute diskutiert. Als Hemmschuh hierbei sieht Bernd Grabherr die Stoßzeiten, zu denen Schüler und Arbeitnehmer gleichzeitig befördert werden müssen, und die damit einhergehenden Kapazitätsengpässe. „Es würde schon helfen, wenn einige Schulen die Anfangszeiten um 20 Minuten verschieben“, so Grabherr. „Bei kleineren Schulen haben wir damit gute Erfahrungen gemacht“, wusste Hickmann zu berichten.

Noch fahren in Bodensee-Oberschwaben die Linienbusse fast alle nach festem Fahrplan, einige schlecht nachgefragte Busleistungen seien bereits durch Rufbusse ersetzt worden, wie bodo-Vertreter Bernd Hasenfratz in seinem Referat ausführte. Nach den Vorgaben des Nahverkehrsplans sollen zur Ergänzung des bestehenden Angebots, beispielsweise in den Abendstunden, weitere flexible Verkehre entwickelt werden. Mit der „Schwarz Vere“ der Omnibusunternehmer Bühler und Reisch steht bereits ein Projekt in den Startlöchern. Beispiele aus der Praxis in Brandenburg und Sachsen-Anhalt die von Petra-Juliane Wagner vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg und Patrick Dentzer von der Dispo Tec GmbH vorgestellt wurden zeigten, dass flexible Angebote, also Rufbussysteme, sehr wohl angenommen würden, aber in den seltensten Fällen rentabel betrieben werden könnten, so der RBO weiter.

Für Peter Brecht vom Landkreis Ravensburg seien flexible Formen des ÖPNV bereits seit Längerem ein Thema. Als Vertreter des Aufgabenträgers, der den ÖPNV mitfinanziert, habe er den Tagungsteilnehmern Hoffnung gemacht. „Wenn wir neue Konzepte mit Mehrwert entwickeln, bin ich mir sicher, dass die politischen Gremien gewisse Mittel zur Verfügung stellen.

Geschäftsführer Grabherr betonte zum Abschluss des RBO-Forums, dass die privaten Busunternehmer sich mit ihrer Kreativität und ihrem Engagement einbringen, den ÖPNV auch in Zukunft zu stärken. „Wer etwas bewegen will, muss zuweilen ausgetretene Pfade verlassen und eingefahrene Strukturen auf den Prüfstand stellen.“