Europa als Ziel – und als Hürde

Gemeinsame Jahrestagung von RDA und gbk in Graz
Thomas Burgert

„Schwierige Rahmenbedingungen für die Branche“ hatte RDA-Präsident Richard Eberhardt in seiner Eröffnungsrede bei der RDA-Mitgliederversammlung in Graz ausgemacht und sprach neben der Umweltzonenproblematik auch explizit die hohen Treibstoffkosten an, die inzwischen die Existenz der Busunternehmen gefährden würden. Es sei unerlässlich, dass von der Politik Rahmenbedingungen geschaffen würden, die eine Weiterentwicklung des Bustourismus möglich machen.

Brüssel sei laut Eberhardt gegenwärtig mehr ein Synonym für zusätzliche Lasten, ausufernde Bürokratie und ungebremste Regulierungswut als ein Impulsgeber für Fortschritt, Wohlstand und Innovation. Dabei kritisierte er neben der Benachteiligung des Busses gegenüber anderen Verkehrsträgern durch Einreiseauflagen und Gebühren auch Behinderungen bei der Anfahrt von städtischen Zentren und touristischen Attraktionen. Eberhardt artikulierte auch seinen Unmut über europäische Gesetzgebungsverfahren, die nicht zwischen Lkw und Bus differenzieren. Zudem könne die Branche, die unter einem „maßlosen Treibstoffpreisterror“ leide, die europäische Energiepolitik nur schwer nachvollziehen.

Viele dieser Entscheidungen fallen inzwischen in Brüssel auf europäischer Ebene, weshalb die gemeinsame Jahrestagung von RDA und gbk in Graz auch unter dem Motto „Schritte zum Ziel Europa“ stand. Bei beiden Verbänden standen am ersten Tag Regularien auf dem Programm. So diskutierte die gbk über eine Änderung der Güte- und Prüfbestimmungen (ein ausführlicher Bericht folgt) und beim RDA standen Wahlen an, bei denen Konrad Behringer( Vizepräsident) sowie die Vorstandmitglieder Hannes Staggl und Heinrich Marti von den Mitgliedern in ihren Funktionen bestätigt wurden. Den gemeinsamen Kongressteil am zweiten Tag der Jahrestagung eröffnete Othmar Karas, Vizepräsident des Europäischen Parlaments mit einem Plädoyer für ein starkes Europa und er versicherte den Zuhörern in Graz: „ich habe heute gelernt. Der Omnibus ist kein Lkw.“ Der Bustourismus sei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Europa, weshalb beispielsweise bei den Lenk- und Ruhezeiten Flexibilität notwendig sei. Karas versicherte, dass er sich dafür einsetzen werde, dass bei Gesetzgebungsverfahren, die die Busbranche betreffen künftig immer ein Hearing stattfinden werde, bei dem ein Vertreter der Branche mit am Tisch sitzt.

Weitere Themen des Kongresstages waren dann der Fahrermangel, die Mautdiskussion und Bürokratieabbau. Zum Thema personal referierten Martin Wendlandt, seit 40 Jahren Unternehmensberater für Busunternehmen, sowie Prof. Dr. Volker Stein vom Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, Schwerpunkt Personalmanagement, an der Universität Siegen. Prof. Stein machte deutlich, dass der Tourismus seinen Wandel noch vor sich hat. Die Herausforderung bestehe darin, qualifiziertes Personal zu rekrutieren und zu binden. Dabei gehe es auch um Wettbewerbsvorteile. „Sie haben bei den potenziellen Mitarbeitern keinen Mittelstandbonus, sie müssen diese für sich gewinnen“, appellierte er an das Publikum und betonte: „Personalwesen darf nicht nur als Kostenfaktor gesehen werden, sondern als Kapital."

Mit der Notwendigkeit des Bürokratieabbaus befasste sich Prof. Dr. Tim Sterzenbach, Leiter des Masterstudienganges Tourismus- und Verkehrswesen an der Fachhochschule Worms. Ein „Bürokratieumbau“ zugunsten des umweltfreundlichen Reisebusses scheitere nach Einschätzung von Sterzenbach an einem Verwaltungsapparat, dessen Akteure durch eine negative Haltung zum Bus gesteuert werden. „Dies sorgt für Frustration bei der Branche und vernichtet zudem noch Kapital“, so sein Resümee. Als Gegenmittel empfahl der Wissenschaftler „politisches Einflussmanagement an den entscheidenden Stellen“.

Sepp Zotter, Inhaber der gleichnamigen Schokoladenmanufaktur im steierischen Riegersburg, die ein beliebtes Gruppenausflugsziel in der Region ist, machte dann Appetit auf sein „süßes“ Ausflugsziel. Der Bustourismus dürfe nicht den Anstrich haben, nur etwas für ältere Leute zu sein, riet er und betonte: „Ein Image kann man auch heben.“

Zum Abschluss hatten die Vertreter der Stadt Augsburg, wo die nächste Mitgliederversammlung von RDA und gbk stattfindet, ihren Auftritt. Die Jahrestagung 2013 findet vom 11. Bis 13. April 2013 in der Fuggerstadt statt. Partner beim touristischen Rahmenprogramm ist die Romantische Straße.