„Fahrverbote sind ein Treppenwitz“

IBV sensibilisiert die Politik für die Sorgen der Bus-Branche
Askin Bulut

Der Internationale Bustourismusverband (IBV) hat zahlreiche Abgeordnete und Mitarbeiter des Deutschen Bundestags zu einem Parlamentarischen Abend zum Thema „Bustouristik und Tourismuspolitik“ am 1. Dezember 2011 in Berlin eingeladen.

Der Präsident des Internationalen Bustourismusverbands, Richard Eberhardt, nutzte die Gelegenheit, um dringende politische Anliegen der Busbranche darzulegen und informierte über ihre wirtschaftliche Situation. Er kritisierte vor allem die Einfahrtsbeschränkungen in den Umweltzonen, die nicht nur dem Busgewerbe sondern auch dem Städtetourismus schaden. „In zahlreichen Städten trägt der Bus mit mehr als 20 Prozent zum touristischen Aufkommen bei“, betonte Eberhardt. Als „starkes Beispiel“ für die Bedeutung der Bustouristik nannte der IBV-Präsident die Bundesgartenschau in Koblenz: 17.020 Busse an 185 Tagen –- das macht im Durchschnitt 92 Busse pro Tag. Eberhardt: „Häufig zeigt die Praxis, dass Busse Erwartungen übererfüllen. Und ohne Bustouristen wären beispielsweise auch viele Weihnachtsmärkte gähnend leer.“

Klaus Brähmig (CDU/CSU), Vorsitzender des Tourismusausschusses des Deutschen Bundestages sicherte dem Verband seine Unterstützung zu und forderte die Anwesenden auf, Zukunftsthemen wie Barrierefreiheit aufzugreifen und dort eine Vorreiterrolle einzunehmen. Ernst Burgbacher (FDP) würdigte die besondere Bedeutung des Bustourismus. „Ohne Bustouristik wäre Deutschland sehr viel ärmer, vor allem in ländlichen Gegenden“, stellte der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie und Beauftragter der Bundesregierung für Mittelstand und Tourismus fest.

Burgbacher bezeichnete es als „Treppenwitz“, das Busse mit Zulassungsdatum 2006 dennoch nicht in die Umweltzonen fahren dürfen. „Wir unterstützen Sie bei dem Thema mit aller Macht“, so sein Versprechen.

Der Vizepräsident des IBV, Herrmann Meyering, machte bei seinem Statement deutlich, dass nicht nur sein Familienbetrieb in Lingen sondern alle deutschen Busunternehmer von steuerlichen Belastungen erdrückt werden. „Lassen Sie die Busbetriebe nicht weiter sterben sondern sorgen Sie für faire Chancen gegenüber Bahn und Flugzeug“, appellierte Meyering an die Parlamentarier.

RA’in Brigitte Bech-Schröder, Rechtsberaterin des RDA, informierte über rechtliche Branchenthemen, wie den Vorschlag der Europäischen Kommission zu Änderung der Verordnung (EWG 3821/895) und (EG 561/2006) für das digitale Kontrollgerät sowie die Lenk- und Ruhezeiten. Sie wies auf die Probleme hin, die mit der Neueinführung des Begriffs „Arbeitstag“ auf die Branche zukommen und forderte eigene Sozialvorschriften für die Busunternehmen.

Hartmut Schick, Vorsitzender der Geschäftsführung EvoBus und Geschäftsführer von Daimler Buses, erörterte, wie der Bus heute als umweltfreundliches und sicheres Verkehrsmittel agiert, welche technischen Neuerungen auf dem Markt sind und wie er in Zukunft aussehen kann. „Der Bus ist und bleibt zentrales Element in Zeiten intelligenter und vernetzter Mobilität“, so sein Fazit.

Mit aktuellen Statistiken informierte Dieter Gauf über verändertes Reiseverhalten „Die Gesellschaftsreise mit dem Bus ist kein Auslaufmodell“, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Internationalen Bustouristik Verbandes RDA. „Doch ein verändertes Verbraucherverhalten und neue Reisebiographien der Touristen machen bei den Unternehmen ein Umdenken erforderlich.“ So zeige sich Gauf zufolge eine enorme Nachfrage nach kombinierten Reisen und neuen Variationen.

Auch Dr. Kay Lindemann zeigte sich erfreut über den Parlamentarischen Abend. „Der VDA vertritt auch die Bushersteller und persönlich bin ich ebenfalls vom Bus überzeugt“, so der stellvertretende Geschäftsführer des VDA. Aufgrund dieser Verbundenheit hatte der Verband der Automobilindustrie (VDA) seine Räumlichkeiten für den Anlass zur Verfügung gestellt.