Höherer Marktanteil für den Bus?

Der RDA informierte auf der Jahrespressekonferenz über Probleme und Perspektiven
Redaktion (allg.)
Einen Tag nach dem Parlamentarischen Abend zur Bustouristik in der Bundeshauptstadt – siehe unsere Meldung dazu – veranstaltete der Internationale Bustouristik Verband e.V. RDA am 20. Oktober ebenfalls in Berlin ein Mediengespräch über die gegenwärtige Situation der Bustouristik in Deutschland und die künftige Entwicklung der Branche. Rede und Antwort standen der Präsident des RDA, Richard Eberhardt, RDA-Hauptgeschäftsführer Dieter Gauf und der Geschäftsführer des Ifeu-Instituts Heidelberg, Dr. Ulrich Höpfner. RDA-Präsident Richard Eberhardt gab ein umfassendes Statement ab. „Das Jahr 2004 ist bisher für die Bustouristik eher durchwachsen. Es orientiert sich offensichtlich am diesjährigen Sommerwetter“, erklärte Eberhardt. Auf Nachfrage eines Journalisten bezifferte er den auch im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Gesamtlage stehenden wahrscheinlich zu erwartenden Buchungsrückgang auf zehn bis fünfzehn Prozent. Allerdings sei der Herbst für die Busbrache traditionell noch einmal eine gute Reisezeit, „so dass wir noch mit Optimismus auf das Jahresende schauen.“ Der deutsche Busreisemarkt habe durchaus beachtliche Dimensionen. Der RDA-Präsident nannte dazu interessante Zahlen: Jährlich werden 120 Mio. Reisen durchgeführt, die sich so aufteilen: 49,5 Mio. erwachsene Deutsche unternehmen 66,1 Mio. Urlaubsreisen mit mindestens fünf Tagen Dauer. Ferner gibt es zwölf bis fünfzehn Millionen Kurz-Urlaubsreisen mit dem Bus von zwei bis vier Tagen Dauer. Im Gelegenheitsverkehr (Tages-, Abholungs-, und ähnliche Fahrten) werden noch einmal etwa 100 Mio. Gäste befördert. Bus als Gewinner Als deutliche Tendenz machte der Verbandspräsident aus: „Die Busreise ist der Gewinner des viel beklagten demographischen Faktors. Die Reiseintensität der älteren Menschen steigt seit Jahren kontinuierlich an. Vor allem Seniorenpaare und unverheiratete Ältere schätzen den Komfort der Busreise.“ Sorgloses, entspanntes Reisen, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, problemlose Gepäckbeförderung seien, so Richard Eberhardt, die Hauptargumente für eine Busreise. Doch auch die professionelle Organisation und Betreuung unterwegs sowie die Tatsache, schnell und unproblematisch an den Zielort zu gelangen, dürften tragende Argumente pro Bus sein. Zu den Perspektiven der Bustouristik meinte der RDA-Präsident: „Es ist damit zu rechnen, dass der bisherige Marktanteil von zehn Prozent bei den Urlaubsreisen bis zum Jahre 2015 auf zwölf bis dreizehn Prozent ansteigen wird.“ Trotz der prognostizierten Wachstums-Chancen für die Bustouristik dürften jedoch die Bedürfnisse der reiseerfahrenen und anspruchsvollen Gäste nicht außer Sicht geraten. „Busgäste wissen, was sie wollen, und werden neue Qualitätsansprüche, sowohl an die ‚Hardware‘ als auch an die ‚Software‘, stellen.“ Thema Sicherheit Auch das in letzter Zeit viel debattierte Thema „Sicherheit bei Busreisen“ wurde bei diesem RDA-Pressegespräch ausführlich behandelt. „Der Reisebus ist und bleibt weiterhin das sicherste und vertrauenswürdigste Verkehrsmittel auf dem Weg in den Urlaub“, bekräftigte RDA-Präsident Richard Eberhardt an Hand von Kontroll-Ergebnissen und Statistiken. Um das Verhalten der Fahrer weiter zu qualifizieren, komme der von RDA und Automobilclub von Deutschland (AvD) gemeinsam ins Leben gerufenen Aktion Bus-Pilot große Bedeutung zu. Mehr als 1.000 Busfahrer wurden im ersten Halbjahr 2004 in eintägigen Intensiv-Schulungen zu Bus-Piloten qualifiziert; die Aktion wird kontinuierlich fortgeführt. Als weiterer wichtiger Sicherheitsschritt werde ab ersten November 2004 das Notfall-Management-Programm von RDA/AvD Bus-Intervent (RBI) wirksam. Das Programm umfasst ein 24-Stunden-Unfallmonitoring des gesamten Busreiseverkehrs in Deutschland und Europa mit der Zielrichtung Krisenmanagement und Unfall-Prävention. Das Notfall-Monitoring des gesamten Busverkehrs und das verbandliche Krisenmanagement sind im RDA-Mitgliedsbeitrag eingeschlossen. Zusätzlich können sich RDA-Mitglieder gegen eigene finanzielle Aufwendungen absichern. Beim ebenfalls wichtigen Aspekt Umweltschutz wurde auf die aktuelle Studie „Vergleichende Umweltbilanz des Reisebusses“ hingewiesen, die der RDA von dem renommierten Ifeu-Institut in Heidelberg hat anfertigen lassen. Die Ergebnisse der Studie belegen: Der Bus weist in punkto Kraftstoffverbrauch und Abgas-Ausstoß gegenüber den konkurrierenden Verkehrsmitteln Pkw, Bahn und Flugzeug die besten Umweltwerte aus. Verwiesen wurde auch darauf, dass ein Reisebus mehr als 30 Pkws ersetzt und daher Straßen und Umwelt generell weniger belastet. Steuerliche Gleichbehandlung Basierend auf der Umweltfreundlichkeit der Bustouristik forderte der RDA erneut mit allem Nachdruck eine steuerliche Gleichbehandlung des ökologischen Reisebusses mit den Verkehrsträgern Bahn und Flugzeug. Richard Eberhard: „Dazu gehören die langfristige Abschaffung der Steuerbefreiung auf Kerosin, das Ende des reduzierten Ökosteuersatzes der Bahn und keine Einführung eines reduzierten Mehrwertsteuersatzes auf Bahnreisen im Fernverkehr oder allerdings die Absenkung des Mineralölbesteuerung für Reisebusse und der ermäßigte Mehrwehrtsteuersatz – so wie das in anderen EU-Ländern der Fall ist.“ Auf eine Journalistenfrage, was die Politik gegen die Benachteiligung der Busbranche und für gleiche Wettbewerbsbedinungen wirksam tut, berichtete der anwesende CDU/CSU-Bundestagsabgeordnete Klaus Brähmig, Mitglied des Tourismusausschusses, dass hier Initiativen z. B. zur Besteuerung von Flugbenzin laufen und auch die jetzt vorliegende Ifeu-Umweltstudie Gegenstand der politischen Arbeit wird. Der Parlamentarier regte ferner an, aus Umweltgründen die Kombination von Bus- und Schiffsreisen in Europa voran zu bringen. Bus bei Events Nummer 1 Mit Blick auf die Fußball-WM 2006 und den Weltjugendtag 2005 im Rheinland betonte RDA-Präsident Richard Eberhardt, dass die Bustouristik für diese Groß-Events gerüstet sei und alle Kräfte mobilisiert werden könnten. „Der Bus ist das einzige Verkehrsmittel, mit dem jeder Veranstaltungsort ohne Probleme erreicht werden kann.“ Außerdem sei der Bus flexibel und ohne große Vorläufe schnell einsetzbar. Eberhardt sagte voraus: Der Reisebus werde bei den genannten Großveranstaltungen das „Transportmittel Nummer eins“. Innovationen? Die Chance des Busses als zuverlässiges Verkehrsmittel bei allen Groß-Events – zweiffellos ein richtiger Gedanke. Leider kamen aber bei der Vielzahl der angesprochenen ökonomischen und ökologischen, steuerlichen und sicherheitstechnischen Probleme die touristischen Gesichtspunkte insgesamt bei dieser Berliner RDA- Präsentation etwas zu kurz weg. Ein Schwerpunkt hätte z. B. die Darstellung neuer Ideen und kreativer Tendenzen in der Angebots- und Programmgestaltung oder frischer, origineller Marketingstrategien z. B. angesichts der fortschreitenden EU-Erweiterung sein können. Das erschließt Potentiale - auch davon ist die positive Zukunft der Bustouristik abhängig.