Deutsche Bahn: Rückzug aus dem Fernbusmarkt

Aufgabe von Berlin Linien Bus zum Jahresende stärkt Marktführer Flixbus.
Anja Kiewitt

Die Deutsche Bahn AG, Berlin, zieht sich weitgehend aus dem Fernbusmarkt zurück, berichten das „Handelsblatt“ und der „Spiegel“. Den Medienberichten zufolge sollen fast alle Strecken der verlustreichen Konzerntochter der Berlin Linien Bus GmbH (BLB) Ende des Jahres eingestellt werden. Einige der mehr als 40 BLB-Strecken sollen demnach vom konzerneigenen IC Bus übernommen werden, der bislang vor allem ins Ausland fährt.

15 Millionen Euro Verlust pro Jahr

Der Grund für den Rückzug aus dem Fernbusgeschäft sind tiefrote Zahlen: Laut den Berichten machte die Bahn mit ihren beiden Marken zuletzt weniger als 30 Millionen Euro Umsatz pro Jahr, aber rund 15 Millionen Euro Verlust. Mit dem Ausscheiden des einzigen größeren Flixbus-Konkurrenten BLB bleibt der Marktführer nahezu allein auf dem Markt, stellen Beobachter fest.

Bahnchef Grube verurteilt "Blödsinn" im Busmarkt

Im Vorfeld zu der jetzt gefällten Entscheidung hatte Bahnchef Rüdiger Grube bereits gesagt, er werde den "Blödsinn" auf dem Busmarkt nicht mehr mitmachen und dieses Jahr noch Entscheidungen fällen. Niemand verdiene derzeit mit Fernbussen Geld, zitierten Medien den Manager.

Auch Deutsche Post zieht sich zurück

Auch die Deutsche Post AG, Bonn, hat sich Anfang August aus dem Fernbusgeschäft zurückgezogen und ihre Fernbussparte an Flixbus verkauft (busplaner berichtete). Als Grund nannte der Postkonzern den hohen Kostendruck durch Billigtickets.

bdo kritisiert Entscheidung

Der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo) e.V., Berlin, sieht im Rückzug der Bahn aus dem Fernbusgeschäft eine Fehlentscheidung. „Die Deutsche Bahn, die sich gerne als multimodaler Mobilitätsanbieter zeigt, stellt mit ihrer Entscheidung ein falsches Signal“, sagt bdo-Chefin Christiane Leonard . „Der faktische Marktaustritt der DB beim Fernbus kommt zur Unzeit. Die Wachstumszahlen von Berlinlinienbus haben eine andere Sprache gesprochen. Erst im Frühjahr, ist der Konzern mit BLB richtig durchgestartet.“

Schwächung für den öffentlichen Verkehr?

Viel zu spät sei die Bahn konsequent in den Markt gegangen, Wettbewerbsvorteile habe sie nie genutzt. „Es ist ganz klar davon auszugehen, dass nun andere Wettbewerber in den Markt kommen“, glaubt Leonard. Der bdo verweist darauf, dass auch die Bahn als Mobilitätskonzern eine Verantwortung für den öffentlichen Verkehr insgesamt in Deutschland habe. „Dieser wird aber durch die Entscheidung der Bahn geschwächt“, so bdo-Chefin Leonard. Mit Mehr als 80 Prozent der Verkehrsleistung beherrsche vorwiegend das Auto den Markt in Deutschland, die Bahn komme auf mehr als sieben Prozent und der Fernbusverkehr auf unter ein Prozent.