ÖPNV: Verpesten Busse die Stuttgarter Stadtluft?

Experten fordern Nachrüstung älterer Bus-Modelle.
Julia Lenhardt

Städtische Dieselbusse, besonders ältere Modelle, tragen einen großen Teil zur Grenzüberschreitung der Schadstoffwerte in Stuttgart bei. Dies geht aus der aktuellen Untersuchung „Stationäre & mobile NO₂-Messungen in Stuttgart“ des Instituts für Umweltphysik der Universität Heidelberg hervor. Die Deutsche Umwelthilfe e. V., Radolfzell, hat die Studie nach eigenen Angaben in Auftrag gegeben. Gemessen wurde im Dezember 2015 und Januar 2016 die Belastung der Stuttgarter Luft mit Stickstoffoxid.

Sensible Orte betroffen

Laut Studie weisen nicht nur Straßen, sondern auch sogenannte „sensible Orte“ wie Krankenhäuser, Schulen und Kindergärten hohe Überschreitungen der gesetzlichen Werte auf. Spitzenreiter sei der Hauptbahnhof mit 126 µg/m³, gefolgt vom Katharinenhospital mit einem gemessenen Mittelwert von 106 µg/m³. Der erlaubte Jahresmittelwert liege bei 40 µg/m³.

Mobile Fahrzeugmessungen bei Bussen

Neben stationären Messungen an Straßen und ausgewählten Orten fanden laut Studie auch mobile Messungen satt. Das Ergebnis überrascht wenig: Neue Busse stoßen weniger Stickstoffoxide aus als ältere. Die Emissionsverhältnisse von Diesel-Pkws liegen laut der Studie im Vergleich ähnlich hoch oder höher als bei den alten Bus-Modellen. Laut Experten sollen solche alten Bus-Modelle daher nahgerüstet oder ersetzt werden.

SSB wiederspricht

Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) widerspricht dem Vorwurf der Grenzüberschreitung. Alle rund 230 SSB-Dieselbusse mit konventionellen Antrieb haben geschlossene Partikelfilter und die seit 2007 beschafften Busse verfügen über ein zusätzliches System zur Stickoxidreduzierung, so ein SSB-Sprecher auf Nachfrage von busplaner.

Steigerung um 2,5 Prozent

Einen möglichen Grund für die hohe Schadstoffbelastung sehen die Studienmacher unter anderem in dem hohen Verkehrsaufkommen in Stuttgart. Insgesamt stiegen die Fahrgastzahlen im  Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart GmbH (VVS)  im Jahr 2015 um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zum Vergleich: Bundesweit zogen sie nur um 0,5 Prozent an (busplaner berichtete).