Verbände: Eklat nach Forderung für Tempo 120

Hirsch Reisen tritt nach 34 Jahren Mitgliedschaft aus gbk aus.
Anja Kiewitt

Nach 34 Jahren hat die Hirsch Reisen GmbH, ein Studienreiseveranstalter aus Karlsruhe, ihren Austritt aus der gbk - Gütegemeinschaft Buskomfort e.V., Böblingen, erklärt. Auslöser laut Unternehmensangaben: Geschäftsführer Mathias Hirsch stellte in der Mitgliederversammlung des Verbands am 19. Januar in Stuttgart vor rund 30 anwesenden Busunternehmern die politische Forderung des gbk-Vorsitzenden Hermann Meyering – Heraufsetzung der zulässigen Höchstgeschwindigkeiten für Reisebusse auf Autobahnen auf 120 km/h – zur Abstimmung und unterlag.

Sicherheit und Umweltschutz

Meyering proklamierte diese Forderung im Juli 2015, worauf sich viele Busreiseveranstalter mit teils heftiger Kritik zu Wort meldeten (busplaner berichtete). „120 km/h ist zu schnell. Der Anhalteweg verlängert sich enorm. Der Spritverbrauch steigt spürbar. Beides ist mit unseren Vorstellungen von Sicherheit und Umweltschutz nicht vereinbar; es ist nicht mehr gütekonform“, betont Geschäftsführer Andreas Hirsch. Er rügt zudem, dass Meyering seine Forderung öffentlich im Alleingang erhoben habe, ohne die gbk-Mitglieder vorab darüber zu befragen.

Streit um Online-Buchungsportal

Kritisch sieht sein Geschäftsführerkollege Mathias Hirsch zudem die Absicht des Verbandsvorstands, ein gbk-Online-Buchungsportal zu entwickeln. „Nach der Entscheidung des RDA, mit der Domain bus.de ein Portal in Zusammenarbeit mit den bisherigen Betreibern von Busportalen zu entwickeln (busplaner berichtete), ist ein weiteres Portal überflüssig wie ein Kropf. Der Vorstand unterschätzt den Aufwand, die momentan vorhandenen 99.000 Euro werden bei Weitem nicht ausreichen. Dieses Geld sollte den Mitgliedern zurückgezahlt werden“, fordert er.

Politik nicht mehr konform mit Mitgliedern?

Laut dem Geschäftsführer stehen wie Hirsch Reisen viele der über 400 gbk-Mitglieder nicht mehr hinter der Politik des gbk. Viele Unternehmen lassen demnach nur einen oder wenige ihrer Busse klassifizieren, um mit den Sternen weiter werben zu können, vermutet er.