Studie: Auf Nummer sicher in Europa?

Laut "ITB World Travel Trends Report" reagieren Europäer auf Konflikte.
Anja Kiewitt

Angesichts anhaltender Konflikte und Angriffe entscheiden sich europäische Reisende immer öfter für sicherere Destinationen und in manchen Fällen auch für den Urlaub in der Heimat, statt eine Reise ins Ausland anzutreten. Das geht aus dem "ITB World Travel Trends Report" des Beratungsunternehmens IPK International World Tourism Marketing Consultants GmbH, München, hervor. Die Messe Berlin GmbH, Veranstalter der ITB Berlin 2016 (9. bis 13. März 2016), stellte die Ergebnisse Ende Oktober auf dem 23. World Travel Monitor Forum im italienischen Pisa vor.

Fünf Prozent Zuwachs

Nach den Zahlen steigt derzeit vor allem die Nachfrage nach Destinationen innerhalb Europas: Die internationalen Ankünfte auf dem Kontinent seien von Januar bis August 2015 um fünf Prozent gewachsen. Zum Vergleich: 2014 betrug der Anstieg im gesamten Jahr lediglich 2,4 Prozent. Damit liegt das Wachstum für dieses Jahr laut der Studie über den von der Weltorganisation für Tourismus (UNWTO) mit Sitz im spanischen Madrid prognostizierten drei bis vier Prozent.

85 Prozent bleiben in Europa

Rund 85 Prozent der internationalen Reisen von Europäern führen zu Zielen innerhalb Europas, geht weiter aus der IPK-Studie hervor. Länder in Südeuropa, Nordafrika und dem Mittleren Osten verzeichneten im laufenden Jahr aber eine schwankende Nachfrage, so die Experten.

Pariser Anschläge und Flüchtlingskrise

Wie sich die jüngsten Anschläge in Paris, die erst nach dem Erscheinen der Studie geschahen, auf das Reiseverhalten der Europäer auswirken, ist noch unklar. Nach Angaben der Studienmacher ist es außerdem noch zu früh, um die potentiellen Auswirkungen der aktuellen Flüchtlingskrise auf Auslandsreisen im kommenden Jahr abzuschätzen.

Negativbeispiel Oktoberfest

Für Rolf Freitag, Präsident IPK International, gilt ein Beispiel als Warnung für die Reiseindustrie: „Münchens weltbekanntes Oktoberfest verzeichnete dieses Jahr 400.000 weniger Besucher, die Tourismuseinnahmen gingen um rund 60 Millionen Euro zurück, da die Veranstaltung mit dem Höhepunkt der Flüchtlingsankünfte in der Stadt einherging“, erklärte er in Pisa. Nach Aussage der Münchner Stadtverwaltung sank die Zahl der Besucher von 6,3 Millionen 2014 auf 5,9 Millionen 2015.

Interviews mit 500.000 Personen

Die IPK-Untersuchung basiert auf Vorträgen, die im Rahmen des World Travel Monitor Forum stattgefunden haben. Anfang Dezember will IPK International weitere Ergebnisse veröffentlichen, darunter Einschätzungen von 50 Tourismusexperten aus mehr als 20 Ländern sowie die Kerndaten des "World Travel Monitor" im ITB World Travel Trends Report. Der World Travel Monitor basiert auf bevölkerungsrepräsentativen Interviews mit jährlich über 500.000 Menschen in mehr als 60 Reisemärkten weltweit und wird seit 20 Jahren regelmäßig durchgeführt.