Fähren: Überfahrten werden teurer

ECA-Umweltauflagen lassen laut HWWI auch die Dieselpreise ansteigen.
Anja Kiewitt

Bus- und Gruppenreiseveranstalter müssen sich langfristig auf Preiserhöhungen für Fährpassagen in der Nord- und Ostsee, im Ärmelkanal sowie in Küstenregionen der USA einstellen. Denn bis 2020 können die laufenden Kosten für die Schiffsbetreiber in diesen sogenannten „Emission Control Areas" (ECA) um bis zu 20 Prozent ansteigen. Das geht aus einer Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) im Auftrag der HSH Nordbank AG hervor.

Niedrigerer Schwefelanteil

Die Forscher haben untersucht, welche Auswirkungen die Richtlinie „MARPOL Annex VI" bei den Schiffsbetreibern haben. Nach den Umweltauflagen müssen sie bei ihren Schiffstreibstoffen voraussichtlich ab dem Jahr 2020 die Obergrenze von 0,5 Prozent Schwefelanteil anstatt der bisher erlaubten 3,5 Prozent einhalten. Bereits seit Januar 2015 ist der Schwefelanteil von Schiffstreibstoffen, die innerhalb der ECA verbraucht werden, von ein auf 0,1 Prozent limitiert. Für die Praxis bedeutet das: Langfristig können die Schiffsbetreiber das bislang verwendete günstige Schweröl ohne kostenintensive Installationen von Filteranlagen nicht mehr einsetzen.

Steigende Nachfrage

Neben steigenden Fährpreisen könnte die Bus- und Gruppenreiseveranstalter ein weiterer Effekt treffen: Infolge der neuen Umweltauflagen nimmt die Nachfrage nach schwefelarmen Treibstoffen bereits seit Anfang dieses Jahres zu, haben die HWWI-Experten festgestellt. Bei einem breiten Wechsel in der Schifffahrt auf niedrigschweflige Treibstoffe im Jahr 2020 werde der Verbrauch abrupt um ein Zehntel steigen. Das kann sich den Fachleuten zufolge dann auch auf die Nachfrage nach Dieselkraftstoffen auswirken.

Auswirkungen auf der Straße

Im globalen Straßenverkehr werde derzeit zu rund 40 Prozent Diesel als Kraftstoff verwendet. Innerhalb der kommenden Jahre sei damit zu rechnen, dass sich dieser Anteil erhöht, da international mehr Busse und Lastkraftwagen eingesetzt würden und im Personenverkehr der Anteil der Dieselfahrzeuge gegenüber den Benzinern zunehme. Die Internationale Energieagentur (IEA) prognostiziert, dass die Dieselnachfrage im Straßenverkehr im Zeitraum von 2013 bis 2019 von 15,6 Millionen Barrel pro Tag auf 17,5 Millionen Barrel pro Tag steigt.