Wachstumspotenzial beim Fernbus steigend

Fernbus als echte Verkehrsalternative etabliert
Askin Bulut

Der Fernbus hat sich für Deutschland zu einer echten Verkehrsalternative vor allem für Pkw-Nutzer entwickelt, das meldete der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo). Mehrere Umfragen würden dies bestätigen. So schreibe der Marktforscher puls aus Schwaig bei Nürnberg, dass der Fernbus als Verkehrsträger das Beste noch vor sich habe, teilte der bdo weiterhin mit.

Das hat nun Medienberichten zufolge auch die Deutsche Bahn (DB) erkannt, die künftig Haltestellen für Fernbusse betreiben will. Der Bahn zufolge sollen Bahnhöfe künftig die Verkehrsmittel Mietfahrrad, Carsharing-Autos und Fernbusse verknüpfen. Diesen Vorstoß der Bahn hat die Busbranche ausdrücklich begrüßt, solange ein gleichberechtigter Zugang zu den Terminals für alle Marktteilnehmer gewährleistet ist. Den Berechnungen der Bahn am Beispiel Berliner Südkreuz zufolge würde die Abfertigung eines Busses etwas mehr als sechs Euro kosten. „Das ist ein realistischer Ansatz für marktgerechte Preise“, sagte die Hauptgeschäftsführerin des bdo Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer, Christiane Leonard. „Die Terminals und die Preise für die Benutzung müssen dem Markt angemessen sein“, erklärte Leonard. „Kathedralen und Glaspaläste will keiner, sondern funktionale Haltepunkte, die genauso sicher und sauber sind wie unsere Busse.“ Die Busbranche biete der Deutschen Bahn gerne Hilfe und Know-how an.

Insofern sieht sich der bdo auch von der Bundesregierung bestätigt, die den Worten von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt zufolge die Vielfalt auf der Straße weiter unterstützen will. „Der Bus sei eine echte Ergänzung zum Auto, der Bahn und dem Flugzeug“, hatte der Minister gesagt. „Die dynamische Entwicklung des Fernlinienbusmarktes hält auch rund anderthalb Jahre nach dem Startschuss an“, sagte Leonard. Die Marktforscher von puls schreiben: „31,2 Prozent der deutschen Autofahrer äußern Interesse an Fernbussen, nur knapp die Hälfte davon (15,5 Prozent) haben Fernbusse bisher genutzt.“ (Quelle: Autokäuferpuls 4/2014). „Das klingt vielversprechend“, sagte Leonard. Es sei gut, dass auch die Bahn weiter darauf setze, Kunden aus dem Autosektor für Bus und Bahn zu gewinnen.

Zudem stellt puls in der repräsentativen Umfrage fest, dass Fernbusnutzer zu 46 Prozent das Verkehrsmittel weiterempfehlen. „Das ist ein beachtlicher Wert.“ Der Blick in die puls-Zahlen zeigt zudem, dass bei der Frage nach einem alternativen Verkehrsmittel zum Fernbus 51,3 Prozent, also die Mehrheit, Autoangebote angeben. Die Bahn liegt bei nur 36 Prozent, das Flugzeug bei 11,4 Prozent. Diese Zahlen werden gestützt von einer Erhebung, die das IGES-Institut zusammen mit FahrtenFuchs veröffentlicht hat. Demzufolge sind 30 Prozent der Fernbuskunden vorher auch mit Fernzügen gefahren. Das entspricht den Erfahrungen der im bdo organisierten Fernbuslinien-Betreiber. Eine Umfrage im bdo-Fernlinienbusausschuss hatte ergeben, dass die überwiegende Mehrheit der Fernbus-Kunden früher Mitfahrzentralen oder das eigene Auto nutzten. Ohnehin waren viele der preisbewussten Kunden selten Nutzer der regulären DB-Tarife, denn sie haben sich verschiedener Last-Minute-Produkte oder anderer vergünstigter Angebote bedient.

Einer der Wettbewerbsvorteile bei der freien Verkehrsmittelwahl ist Leonard zufolge, dass die Busunternehmer auf modernste Technik setzen. „Der Mittelstand kommt ohne Zuschüsse und Finanzierung aus, die Mittelständer und Fernbusanbieter betreiben den Verkehr eigenwirtschaftlich“, sagte Leonard. Die Investitionen in die Fahrzeugflotte mit WLAN, Einrichtungen zur Barrierefreiheit und Steckdose an jedem Platz haben allerdings auch dafür gesorgt, dass laut bdo-Konjunkturumfrage die Unternehmen zwar steigende Umsätze verbuchen – aber keine Gewinne.

Der Erfolg des Fernbusses sorge zudem für mehr Platz auf den deutschen Autobahnen: Jeder einzelne Bus ersetze auf der Straße gut 30 Autos. Schließlich sei er auch Rekordhalter in Sachen Wirtschaftlichkeit und Klimaverträglichkeit, betonte der Bundesverband. „Zahlen des Umweltbundesamtes bestätigen das. Bei Energieverbrauch und Kohlendioxidausstoß hat der Bus die besten Werte“, sagte Leonard (siehe Grafik). Der Reisebus hat mit 1,3 Litern Diesel und 3,0 Kilogramm Kohlendioxid pro Person (auf einer 100 Kilometer langen Reise) laut Umweltbundesamt mit Abstand den geringsten Spritverbrauch und Abgasausstoß – im Vergleich zum Bahnverkehr, Flugzeug und Auto.

Dem Statistischen Bundesamt zufolge waren 3 Millionen Menschen 2013 mit dem Fernlinienbus unterwegs – nach bdo-Berechnungen bis zu 9 Millionen. Den Fernverkehr mit Eisenbahnen nutzen 131 Millionen Passagiere, der Luftverkehr zählt 181 Millionen.