Mit dem Fernglas zum Kunstwerk

Herrgottskirche in Creglingen an der Romantischen Straße feiert 625. Jubiläum
Askin Bulut

„Wer an der Romantischen Straße entlang reist, sollte grundsätzlich ein Fernglas dabei haben“, empfiehlt Jürgen Wünschenmeyer, Geschäftsführer der Romantischen Straße. Denn es gibt hier viel zu entdecken: laufend wechseln die Landschaftsbilder, Schlösser und Burgen, die Details historischer Stadtbilder und vieles mehr.

Einen weiteren Grund für die Nutzung eines Fernglases bietet jetzt auch die Stadt Creglingen. Wenn man von Rothenburg ob der Tauber auf der Romantischen Straße Richtung Würzburg reist oder auf dem gleichnamigen Radweg entlang der Tauber radelt, erreicht man nach 20 Kilometern Creglingen. Diese Stadt ist bei Busgruppen bekannt für sein Fingerhutmuseum (Schmuckfingerhüte) und die gegenüber liegende Herrgottskirche, die vier Altäre, darunter auch den in Kunstkreisen international bekannten Marienaltar von Tilman Riemenschneider beherbergt.

Am 21. März 2014 jährt sich zum 625. Mal die Weihe dieser Kapelle durch den Franziskanerpater Johann Opfinger, Titularbischof von Hebron, der als Weihbischof des Würzburger Bischofs Gerhard Grafen von Schwarzburg handelte. Diesen Jahrestag nimmt die Touristinformation Creglingen zum Anlass, um auf Kunstschätze hinzuweisen, die der Stifterfamilie von Hohenlohe-Brauneck zu verdanken sind und die sonst im Hintergrund des Riemenschneider-Werkes weniger auffallen.

Als die Hohenloher-Braunecker diese Kapelle erbauen ließen, konnten die wenigsten Lesen oder Schreiben. Die Fensterbilder ihrer Kapelle – ein paar Fenster aus dem 14. Jahrhundert sind im Original erhalten – boten die Möglichkeit, neben christliche Szenen auch sich selbst darzustellen. Fensterbilder waren wohl ein „Impressum“ der damaligen Zeit, so dass auch das gemeine Volk, beziehungsweise später die Heerscharen der Pilger, bildlich die Botschaft verstanden.

Ebenfalls in den Fokus gerückt werden soll die Baukunst an der Außenseite dieser im spätgotischen Stil erbauten Kapelle. Fünf der sechs Außenpfeiler, die das Kirchendach tragen, zeigen in ihrem dreieckig zulaufenden Endbereich Figuren, deren Bedeutung sich teilweise kaum einstufen lässt.

Tipp: Das Fernglas können Besucher bei den Fensterbildern einsetzen. Zudem lassen sich die Steinfiguren an der Außenfassade damit gut erkunden. Und selbst beim Marienaltar erkennt man damit auch die Präzision und Detailtreue, mit der der Meister Tilman Riemenschneider z.B. bei den Gesichtern oder Händen der Jünger, gearbeitet hat.